Vorsorgen & Anlegen

Nachhaltig Geld anlegen: Das sollten Sie wissen

Immer mehr Menschen machen sich Gedanken darüber, wie ihre Handlungen spätere Generationen, Mitmenschen oder die Umwelt beeinflussen. Sie stellen sich die Frage, welches Fortbewegungsmittel sie nutzen, was und wie viel sie konsumieren oder wie sie Energie sparen können. Auch an der Finanzindustrie geht das Thema Nachhaltigkeit nicht vorbei.

Wer verantwortungsvolles Handeln auch auf seine Geldanlage übertragen möchte, dem werden nachhaltige Investments empfohlen. Die Erwartungshaltung dabei ist häufig: Geld für später anlegen und ganz einfach nebenher einen positiven Beitrag zu Umwelt und Gesellschaft leisten. Was aber leisten diese Fonds tatsächlich? Sind sie so ethisch und grün, wie sie versprechen?

Nachhaltiges Investment

Nachhaltiges Investment bezeichnet zunächst ganz einfach eine Anlagestrategie, bei der Fondsmanager einem Leitgedanken folgen, der über die finanzielle Performance des Fonds hinausgeht. Sie wählen Einzeltitel, wie beispielsweise Aktien, aus, die ökologische und soziale Aspekte sowie die Qualität der Unternehmensführung berücksichtigen – die sogenannten ESG-Faktoren. Der Grad der Nachhaltigkeit und der gewählte Schwerpunkt können je nach Investment variieren.

Beispiele für ESG-Faktoren:

E(nvironment) = Umweltschutz
  • CO2-Ausstoß
  • Klimawandel
  • Biodiversität
S(ocial) = soziale Verantwortung
  • Arbeitsbedingungen
  • Gleichstellung

G(overnance) = Qualität der Unternehmensführung
  • Risikomanagement von Unternehmen
  • Umgang mit Kundengeldern

Dass nachhaltige Investments kein kurzfristiger Trend sind, zeigt die Entwicklung der letzten Jahre. 2020 wurden 107 Milliarden € in nachhaltigen Fonds investiert – so viel wie noch nie. Das entspricht einem Plus von 69% gegenüber dem Vorjahr.1

Nachhaltige Investmentfonds in Deutschland (in Milliarden Euro)

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an forum-ng.org

Unterschiedliche Investmentansätze

Beim sogenannten Impact-Investing legen Sie den Fokus darauf, einen aktiven Beitrag zur Verbesserung ökologischer oder sozialer Bedingungen zu leisten. Dabei investieren Sie zum Beispiel in Unternehmen, die klimafreundliche Produkte herstellen, sich für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen einsetzen oder in Entwicklungsländern den Zugang zu Wasser und Bildung schaffen. Die Bandbreite an Investitionsmöglichkeiten ist groß – sowohl für Vorhaben in Entwicklungsländern als auch in Industrienationen. Der positive Effekt auf die Nachhaltigkeit rückt hierbei in den Vordergrund.

Ein anderer Ansatz ist, so gut es geht, die Faktoren E(nvironment), S(ocial) und G(overnance) bei der Auswahl von Investments zu berücksichtigen. Das kann über Ausschlusskriterien passieren, mit denen kontroverse Branchen oder einzelne Unternehmen aus dem Investment ausgeschlossen werden, oder indem explizit Anlagen ausgewählt oder beigemischt werden, die positive Nachhaltigkeitskriterien erfüllen:

  • Beispiele für Ausschlusskriterien:
    • Waffen und Rüstungsindustrie
    • Alkohol und Tabak
    • Kinderarbeit
    • Verstoß gegen Menschenrechte
    • Korruption
    • Kohlekraftwerke
    • Atomkraftwerke
  • Beispiele für Positivkriterien:
    • Verbesserung von Arbeitsbedingungen
    • Positive CO2-Bilanz
    • Biodiversität
    • Alternative Energien
    • Ressourceneffizienz

Die Nachhaltigkeit einer Anlage bewerten

Die Auswahl an „grünen“ Fonds wächst stetig. Um herauszufinden, ob ein Fonds Ihren persönlichen Ansprüchen an Nachhaltigkeit gerecht wird, müssen Sie ganz genau auf die Zutatenliste schauen, denn eindeutige Standards, welche Voraussetzungen ein Unternehmen oder ein Finanzprodukt erfüllen muss, um mit dem ESG-Label versehen zu werden, gibt es noch nicht.

Zwar gibt es Kriterien wie die oben genannten Positiv- oder Ausschlusskriterien, die bei der Bewertung einer Anlage berücksichtigt werden, doch keine vergleichbaren Standards. Zudem liegt der Fokus häufig auf dem ökologischen Aspekt. Grund hierfür sind einerseits die Klimaziele der EU. Andererseits lassen sich Umweltziele leichter quantitativ messen, zum Beispiel über den CO2-Ausstoß. Die anderen beiden Kriterien sind eher qualitativer Natur und daher relativ frei interpretierbar. Auch unterscheidet sich je nach Land, was als nachhaltig betrachtet wird und was nicht. Ein Beispiel ist die Atomenergie: Während Deutschland das Thema als nicht nachhaltig einstuft, plant die EU-Kommission, dass Atomkraft „grün“ wird.2

Die EU arbeitet bereits an weiteren Standards, um für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit zu sorgen. Eine Herausforderung wird neben einem einheitlichen Verständnis von Nachhaltigkeit auch sein, die Kriterien so festzulegen, dass nachhaltige Geldanlange nicht gleichbedeutend mit erhöhtem Risiko ist. Ein höheres Risiko würde beispielsweise bei einer Anlage auftreten, die sich auf nur eine Branche oder ein Thema beschränkt, weil hier besonders einfach „ESG-Punkte“ zu holen sind.

Die passende Strategie finden

Wenn Sie darüber nachdenken, Ihr Geld nachhaltig anzulegen, sollten Sie sich im ersten Schritt darüber klar werden, was genau Ihr Ziel ist. Möchten Sie einen möglichst großen Einfluss erzielen mit Ihrem Geld oder möchten Sie Ihr Geld fürs Alter anlegen, dabei aber ein „reines“ Gewissen haben? Haben Sie vielleicht sogar ein besonderes Anliegen wie Umweltschutz?

Einen ersten Eindruck über die Anlagementalität können Sie sich bei den jeweiligen Fonds- und Versicherungsgesellschaften verschaffen. Wie gehen diese mit dem Thema Nachhaltigkeit um? Passt das zu Ihren Werten und Vorstellungen?

Ein zusätzlicher Faktor ist auch Ihre persönliche Lebenssituation und Ihre Bereitschaft, Risiken einzugehen. Je nach Art des Investments müssen Sie mit unterschiedlichen Chance-Risiko-Verhältnissen rechnen.

Nachhaltige Geldanlagen: Stimmt das Verhältnis von Rendite und Risiko?

1 https://www.forum-ng.org/ S. 8
2 https://www.welt.de/

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